Das FabLab Aachen im Profil
Das Fab Lab Aachen wurde 2009 am Lehrstuhl Medieninformatik und Mensch-Computer-Interaktion der RWTH von Prof. Jan Borchers eröffnet. Es war damit das erste und lange Zeit einzige Fab Lab Deutschlands. Das Fab Lab Aachen hat seitdem zwei grundlegende Funktionen: Zum einen bietet es als Fab Lab gemäß der internationalen Fab-Lab-Definition Bürgern und Besuchern aus der Region einen offenen und kostenlosen Zugang zu modernen Technologien der digitalen Fabrikation und damit eine Möglichkeit, die Bedeutung dieser Technologien kennen- und einschätzen zu lernen. Zum anderen dient es dem Lehrstuhl als Werkstattlabor zur Fertigung von Forschungsprototypen für dessen wissenschaftliche Projekte.Folgende typische Aktivitäten des Fab Labs Aachen haben sich in den fünf Jahren seit dessen Eröffnung etabliert:
Open Lab Day: Hier können jeden Dienstag beliebige Nutzer Stundenzeitslots reservieren und ihre eigenen privaten Projektideen mit Hilfe der Werkzeuge des Fab Labs wie 3D-Drucker und Lasercutter umsetzen. Mitarbeiter des Lehrstuhls erklären die digitalen Fertigungsprozesse und helfen bei der Bedienung der Geräte. Die Projekte in diesem Rahmen sind extrem vielfältig - vom Heimwerker, der den zerbrochenen Griff an seinem Kühlschrank ersetzt, über den Startup-Entrepreneur, der erste Prototypen seiner innovativen Handyhüllen druckt, bis zur Modekünsterlin, die sich ein mosaikartiges Kleid und Schuhe auf dem Lasercutter fertigt. Teilnehmer zahlen nur die Verbrauchsmaterialien zum Selbstkostenpreis; die Nutzung der Geräte und der personelle Support sind umsonst. Die Termine des Open Lab Days sind nach wie vor äußerst begehrt oft über Wochen im voraus ausgebucht.
Organisation von Konferenzen und anderen Veranstaltungen. Das Fab Lab Aachen war Ausrichter der ersten Fab Lab Con Europe 2013, organisierte die Maker Faire Kerkrade 2013 und 2014 mit, war einer der größten Aussteller auf der Maker Faire Hannover 2013 und 2014 und präsentierte auf den internationalen Fab-Konferenzen des MIT beispielsweise 2010 und 2014.
Pressearbeit. Gerade in der 3D-Drucker-Hypewelle der letzten Jahre stand das Fab Lab Aachen für zahlreiche Zeitungs-, Radio- und TV-Berichte zur Verfügung, unter anderem für arte, n-tv und SAT.1 und PRO7.
Workshops zu Digital Fabrication. Das Fab Lab Aachen veranstaltete 2011 die ersten 3D-Drucker-Meisterklassen Deutschlands, in denen jeweils rund 10 Teilnehmer Gelegenheit hatten, sich an einem Wochenende ihren eigenen 3D-Drucker zu bauen und anschließend mitzunehmen.
Vorträge und Kurse. Insbesondere Prof. Borchers und sein wissenschaftlicher Mitarbeiter Herr René Bohne haben Dutzende eingeladener Fachvorträge zur Digital Fabrication und Arduino-Microcontrollerprogrammierung für unterschiedlichste Zielgruppen gehalten. Hierzu gehörten beispielsweise die Handwerkskammern in Köln und Bozen, die Zahntechnikergenossenschaft Nordbayern, die Handelsblatt-IT-Jahrestagung, die GUI&DESIGN-Konferenz in Berlin und andere.
Werkstattbetrieb für eigene Forschung und Lehre. Das Lab wird jedes Semester für Praktika und studentische Projekte des Lehrstuhls im Rahmen von Vorlesungen genutzt. In der Vorlesungszeit belegen diese Aktivitäten 1-2 Tage in der Woche das Labor. Genauso gibt es stets Forschungsprojekte, die das Lab nutzen, um einen Prototyp für die wissenschaftliche Evaluation zu fertigen oder um Spezial-Hardware für interaktive Exponate für Museen und Ausstellungszentren im Rahmen von Industrieprojekten des Lehrstuhls anzufertigen. Im Fab Lab entwickelte der Lehrstuhl beispielsweise 2014 "ROBOLED", einen Roboterarm im Steampunk-Stil für das Foyer des BMBF-Neubaus in Berlin. Ein Studententeam der RWTH nutzte das Fab Lab Aachen kürzlich, um einen Biosensor "Cellock Holmes" zu fertigen, mit dem es anschließend die iGEM World Championship und den Londoner EF-Startup-Award gewann.
Entwicklung schulischer Angebote. Bei jedem Girls' Day, Schülerinformationstag oder den "Hellen Köpfen" (einer jährlichen Veranstaltungsreihe der RWTH-Informatik für Grundschüler) ist das Fab Lab einer der Akteure. Der Grund ist, dass digitale Konzepte und beispielsweise einfaches Programmierwissen sehr anschaulich vermittelt werden kann, wenn die Programmierung tatsächlich dazu dient, einen physikalischen Effekt in der realen Welt außerhalb des Computers zu bewirken - sei es auch nur, dass eine LED zum Blinken gebracht wird, indem ein "Arduino"-Microcontrollerboard mit ein paar Zeilen Code programmiert wird. Auch 3D-Drucker und Lasercutter sind perfekte Anschauungsobjekte, um zu erklären, weshalb solche Systeme nur dank Digitaltechnologie und Informatik funktionieren können. Im Dezember kontaktierte Moderator Ranga Yogeshwar im Rahmen seiner Initiative jeder-kann-programmieren.de das Fab Lab Aachen, und wir kooperieren seitdem, um die Informatikausbildung in Deutschland voranzubringen.
Erwachsenenbildung. Gelegentlich melden sich Gruppen für gesonderte Besuche des Fab Labs Aachen an, wie eine lokale Gruppe des Round-Table-Vereins, der Handwerkskammer, studentische Vereinigungen u.ä.
Kooperationen zu Digital Heritage und Schülerkursen. Für ein lokales Museum scannte das Fab Lab Aachen eine empfindliche mittelalterliche Holzstatue ein und druckte sie anschließend in kleinerem Format wieder auf seinem 3D-Drucker aus, um dem Museum ein Urmodell für Abformungen und Gipskopien zu liefern, die dann in Schülerwerkstätten im Museum zum Bemalen zum Einsatz kommen.
Entwicklung von Kits und Software für digitale Fabrikation. Im Fab Lab Aachen entstand aus einer Bachelorarbeit der FabScan, ein 3D-Scanner für 100 €, um digitale 3D-Modelle realer Objekte zu erzeugen. Ebenso entwickelte das Fab Lab mit VisiCut und CutCAD zwei innovative Anwendungen für die Nutzung des Lasercutters. All diese Projekte sind Open Source und werden inzwischen von Fab Labs und Makern auf der ganzen Welt genutzt. Für das Schülerlabor "InfoSphere" der RWTH Aachen stellte das Fab Lab ein Arduino-Kit als Einstieg in die Microcontrollerprogrammierung zusammen, das nun mit BMBF-Förderung von Schülerlaboren aus ganz Deutschland als Modell genutzt und über die Firma Watterott als Handelspartner vertrieben wird.